Page 22 - Sensenausstellung
P. 22
Von der vor- und frühchristlichen Entwicklung der
Erntewerkzeuge bis zur heutigen Sense
von DI Walter Blumauer
Seitdem die Menschheit einen Teil ihres Lebensunterhaltes durch Ackerbau erwirbt,
gibt es Geräte, welche dazu bestimmt sind, die Ernte des reifen Getreides zu
erleichtern.
Schon unter der Fülle der bildlichen Darstellungen, welche die Grabkammern und
Tempel der alten Ägypter ausschmücken, finden sich viele mit Ernteszenen und bei
der Gewissenhaftigkeit, mit der die ägyptischen Künstler arbeiten, geben uns diese
Bilder genauen Aufschluss über die Art, wie die Getreideernte vorgenommen wurde
und über die dabei verwendeten Geräte.
Es waren dies durchwegs SICHELN, welche zumeist mit der rechten Hand geführt,
die mit der Linken vom Schnitter zusammengerafften Halme durchtrennten. Man
kann unter diesen Sicheln mehrere verschiedene Formen unterscheiden.
Auf einem solchen Bild, aus dem Grab in
Gizeh, also dem alten Reich um 2000 v.
Chr., zeigt das verwendete Gerät die
typische Form einer Sense, wird aber doch
am kurzen Stiel mit einer Hand wie eine
Sichel geführt und ist daher wohl zu den in
Asien heute noch überall gebrauchten
Reissicheln mit senkrecht von einem geraden Stiel abstehender Klinge zu zählen.
Eine richtige Sense findet sich nirgends, ebenso wenig auf den vielen vorhandenen
altgriechischen Vasenbildern.
Aus verschiedenen Überlegungen ergibt sich auch sonst mit ziemlicher Sicherheit,
dass in den alten Kulturen des Ostens die Sense unbekannt war und als
Erntewerkzeug bloß SICHELN verwendet wurden.
Wenden wir uns nun dem mitteleuropäischen
Kulturkreis zu, so finden wir bereits in der „
Jüngeren Steinzeit“ (etwa 2500-1500 v. Chr.)
mit dem Auftauchen des Feldbaues auch schon
sichelartige Geräte, zum Gebrauch mit einer
Hand berechnet.
Es waren dies Holzstücke mit eingekitteten Feuersteinklingen, und zwar sind solche
in zwei Typen vertreten.