Flickwerk
Unter dem Motto „Herricht’n nit Hierricht’n“ veranstaltet das Bauerhausmuseum Hinterobernau in Kooperation mit dem Landwirtschaftsmuseum Brunnenburg- Meran, eine Sonderausstellung, die an Beispielen von Reparaturen an den im Museum
ausgestellten Objekten die Hintergründe für das "Flickwerk" zeigen. Der Begriff "Flickwerk" ist dehnbar und vielfach mit einem negativen Beigeschmack belegt. Die Ausstellung soll daran erinnern, dass aus der Notwendigkeit des Sparens und Erhaltens von täglichen Gebrauchsgegenständen repariert, ausgebessert, aufgefrischt, ersetzt oder erneuert wurde, um die weitere Nutzung zu ermöglichen. Wo das nicht mehr zu gewährleisten war, entstand durch Umnutzung Neues, um andere Aufgaben und Funktionen abzudecken.
Die Ausstellung soll auch die Kreativität, den Praxisbezug und das handwerkliche Geschick zeigen, das aus der materiellen Not heraus eine möglichst lange Nutzung versucht und meist auch ermöglicht hat.
Das "Herrichten" ging ja weit über die Reparatur von Alltagsgegenständen hinaus . Die grundsätzliche Haltung erstreckte sich auch auf soziale Komponenten. Freundschaften und vor allem Ehen wurden nicht beim "ersten Reparaturbedarf" weggeworfen, es wurde versucht möglichst lange "herzurichten", zu reparieren.
Unser Wohlstand, der sich (Gott sei Dank) aus der Industrialisierung in fast allen Bereichen ergeben hat, ist Teil der Geschichte des Fortschritts, den niemand missen will.
Vielleicht kann uns die Ausstellung helfen, den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen aus dieser "guten alten Zeit" mit unserem Raubbau an der Zukunft unserer Kinder gegenüber zu stellen und ein wenig nachdenklich zu machen. Moderne Trends beschäftigen sich ja als Reaktion auf unsere Wegwerfgesellschaft mit "UpCycling", mit "do-it-yourself" oder "Radical-Crafting-Bewegung, bei der Stricken mit Politik verbunden wird, um gegen industriell gefertigte Massenware zu protestieren.
"Flickwerk" ist also wieder aktuell!